Stamm treibt aufrecht in See – keiner weiss warum

Seit einer halben Ewigkeit gibt der «Old Man of the Lake» genannte Baumstamm im Crater Lake in den USA Rätsel auf. Er scheint die Gesetze der Physik aufzuheben.

Der Crater Lake im US-Bundestaat Oregon ist ein ganz und gar aussergewöhnlicher See. Mit einer Tiefe von 592 Metern ist er der tiefste See der USA und der neunttiefste der Welt. Er ist so blau, dass man meinen könnte, er sei künstlich eingefärbt worden. Und er ist die Heimat des «Old Man of the Lake» (zu Deutsch: Alter Mann des Sees).

 

Gemeint ist ein 9 Meter langer Baumstamm, der im Crater Lake treibt. Und zwar in der Vertikalen, also aufrecht wie ein Zinnsoldat. Entdeckt wurde der mysteriöse Baumstamm 1896 vom Geologen Joseph Diller. Er beschrieb, wie dieser 1,2 Meter aus dem Wasser herausragt und das Gewicht eines Menschen, der sich daraufstellt, tragen kann.

Spätere Untersuchungen ergaben, dass es sich um den Stamm einer Hemlocktanne handelt, deren Alter mit der Radiokarbonmethode auf mindestens 450 Jahre bestimmt wurde. Eine dreimonatige Studie zeigte 1938, dass sich der Baumstamm im See fleissig bewegt: rund 100 Kilometer im Untersuchungszeitraum.

Stamm müsste horizontal treiben

Doch wie ist es möglich, dass der Stamm seit so langer Zeit aufrecht im Wasser treibt? Die Physik sagt, dass bei einem schwimmenden Objekt von einheitlicher Dichte der Körperschwerpunkt immer höher liegt als der Auftriebspunkt. Ein langer Stamm schwimmt deshalb mit seiner Achse in der Horizontalen, ein ganz kurzer mit seiner Achse in der Vertikalen.

Der «Old Man of the Lake» ist 9 Meter lang mit einem Durchmesser von rund 61 Zentimetern. Er müsste also mit seiner Achse in der Horizontalen im Crater Lake treiben. Tut er aber nicht. Und das lässt die Experten rätseln.

Erklärungen überzeugen nicht

Ein Erklärungsversuch lautet, dass der Baumstamm, als er damals in den See fiel, viele Steine im Wurzelwerk hatte, die jenes Ende nach unten zogen. Das Problem: Heute hat es unten am Baum keine Steine mehr und es gibt auch keine Hinweise darauf, dass sie jemals dort waren, wie Sciencealert.com schreibt.

Es wurde auch argumentiert, dass sich der Teil des Stammes, der sich unter dem Wasser befindet, mit der Zeit mit Wasser vollgesogen hat und deshalb an Dichte gewonnen hat. Gleichzeitig sei der obere Teil komplett ausgetrocknet.

Ob dem wirklich so ist, kann niemand mit Gewissheit sagen. Und wird es vielleicht auch nie können. Für Mark Buktenica, Wasserökologe im Crater-Lake-Nationalpark, ist das aber kein Problem: «Ich kann damit leben, es nicht zu wissen», sagte er dem TV-Sender CBS.